Es ist für jeden von uns ganz selbstverständlich, Hilfe zu erhalten, wenn man sie braucht. Was ist aber, wenn die Hilfe nicht so einfach zu bekommen ist? Nämlich dann, wenn man auf eine Stammzellspende eines sogenannten „genetischen Zwillings“ angewiesen ist. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 13.000 Menschen an Leukämie, deren Wahrscheinlichkeit einen potenziellen Spender finden zu können bei 1:1Mio liegt.
Am 22. März 2018 fand in der Aula unserer Schule für die Oberstufe eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema statt. Kristina Fischer, langjähriges Mitglied der Deutschen Stammzellspenderdatei, führte durch die zweistündige Veranstaltung. Die DSD, mit Sitz in Dessau-Roßlau, wurde 1992 als Knochenmarkspenderregister Sachen-Anhalt e.V. gegründet. 2008 erfolgte die Umbenennung in die Deutsche Stammzellspenderdatei GmbH. Nach einer kurzen Einführung in die Tätigkeiten dieses Vereins, zu denen unter anderem die Begleitung von freiwilligen Stammzell- und Knochenmarkspendern, sowie das Führen und Pflegen der Spenderdateien gehören, klärte Frau Fischer uns Schüler-/innen allgemein über das Thema Blutkrebs auf. Anschließend erklärte sie uns die Vorgehensweisen bei einer solchen Spende. Nachdem man sich durch eine Blut- oder Speichelentnahme typisiert und in eine Spenderdatei aufgenommen lassen hat, besteht eine Chance, dass man zum Lebensretter seines genetischen Zwillings wird. Die Registrierung ist im Alter von 17–55 Jahren möglich und für Personen, die sich bei der DSD registrieren lassen bis 50 Jahre kostenfrei. Nach einer telefonischen Zusage zur Spende, kann die Entnahme auf zwei Wegen erfolgen, sofern der Spender gesundheitlich in Takt ist. 90% bis 95% der freiwilligen Lebensretter entscheiden sich für die Entnahme von Stammzellen aus dem Blut. Hierbei handelt es sich um eine ambulante Dialyse von etwa vier Stunden, bei der durch eine im Voraus fünftägige Medikamenteneinnahme ein Stammzellproduktionsüberschuss erzeugt wird, um eine Entnahme in großer Menge zu ermöglichen. Der zweite Weg beschreibt die zu 5% bis 10% angewandte Knochenmarkspende. Diese Entnahme erfolgt stationär, bei der unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm gewonnen wird. Zur Verdeutlichung dieser Vorgänge zeigte uns Frau Fischer eine Dokumentation, in der auch berichtet wurde, wie es nach der Spende für Patient und Lebensretter weitergeht. Die Möglichkeit auf ein Kennenlernen besteht in Deutschland nach zwei Jahren, sofern beide Seiten zustimmen. Nach dem gezeigten Film wurden unsere noch offenen Fragen in einer Fragerunde von Kristina Fischer beantwortet. Am Ende der Veranstaltung hatten die von uns über 17 Jährigen Schüler, sowie die anwesenden Lehrer die Möglichkeit sich einer kostenlosen Typisierung zu unterziehen. Für eine Typisierung entnimmt man mittels eines Wattetupfers eine Speichelprobe. Diese Entnahme erfolgt ganz einfach und schnell: Den Wattetupfer kräftig auf der Wangeninnenseite hin und her bewegen, um möglichst viele Zellen zu entnehmen. Diesen Tupfer anschließend 15 Sekunden trocknen lassen und an die DSD senden. Zu dieser HLA-Typisierung hatten sich neben den bereits zahlreichen Registrierten, 23 Arnoldianer, einschließlich Lehrer und unsere Sekretärin, bereit erklärt. Die abgegebenen Daten landen alle anonym beim Zentralen Knochenmarkspender-Register in Deutschland (ZKRD). Hier stehen bereits die Daten von mehr als 7,5 Millionen deutscher Spender aller Patienten und Suchzentren im In- und Ausland zur Verfügung. Doch die registrierten Spender reichen noch lange nicht aus, um allen Leukämiepatienten helfen zu können. Deshalb ist die DSD immer auf der Suche nach neuen, freiwilligen Spendern. Auch wir appellieren an alle Arnoldianer, den Mut aufzubringen sich mit eingetretenem Mindestalter typisieren zu lassen und damit Erkrankten eine Chance auf ein gesundes Leben zu ermöglichen.
Lea-Jasmin Berndt, Louisa Koschig ; Abi19Ma2