Bereits seit nunmehr 30 Jahren sind Gotha und Gastonia Partnerstädte. Fast in dem gesamten Zeitraum hat ein Schüleraustausch stattgefunden, um die Kulturen und den Alltag des jeweils anderen Landes besser kennenzulernen. Nach einer coronabedingten Pause konnte der Austausch zur Freude aller wieder stattfinden.
So reisten wir, zehn Schüler der Arnoldischule, und unsere Betreuungslehrer Sergio Aragon-Tilbe und Jacob Johansson, am 20.09.2023 in die USA. Bereits tief in der Nacht begann unsere aufregende Reise und am Nachmittag kamen wir dann sicher am Charlotte-Airport an. Die ersten Eindrücke von unserem Wohnort für die nächsten zehn Tage bekamen wir auf der Busfahrt, auf der uns unsere Reisebegleitung Julie viel über vorbeiziehende Gebäude und Landschaften erzählte. So erfuhren wir, dass viele der Amazon-Lieferungen wirklich innerhalb von ein paar Stunden bei den Kunden ankommen, da eins der größten Lager auf dem Weg von Charlotte nach Gastonia liegt. Nachdem wir unsere erste Erfahrung mit Fried-Pickles, frittierten Gewürzgurken, machen konnten, die übrigens sehr lecker waren, trafen wir endlich unsere Gastschüler, die wir bereits im Juni 2023 in Deutschland empfangen hatten. Herzlich empfingen uns die netten Familien unserer amerikanischen Austauschpartner. Durch die enge, bereits bestehende Beziehung mit unseren Austauschschülern verspürten wir sofort ein familiäres Gefühl.
Viele kulturreiche, aber auch spannende Aktivitäten besuchten wir in den folgenden zehn Tagen- unter anderen durften wir beim Top-Golf unsere Golffähigkeiten unter Beweis stellen oder bei einer Führung auf dem Gelände von NASCAR auf der Rennstrecke entlanglaufen. Im Schiele-Museum konnten wir als einige der ersten Personen das neue Ausstellungsstück der Quetzalcoatlus betrachten. Viele kulturelle Aspekte wurden uns vom Bürgermeister Walker Reid nähergebracht. Dieser erzählte uns, wie wichtig der kulturelle Austausch ist und dass er stolz sei, dass Gastonia diese Möglichkeit zur Verfügung stellen könne. Auch antwortete er auf unsere Fragen; so erzählte er uns auch etwas über die Schwierigkeiten in Gastonia und etwas über die bevorstehenden Neuwahlen. Besonders Julie, welche Teil der Organisation „Keep Gastonia Beautiful“ ist, erzählte uns, mit welchen Mitteln sie versuchen, den Ort im Staat North Carolina zu verbessern, beispielsweise mit Hilfe eines Gemeinschaftsgartens, Müllsammelaktionen und neuen Rad- und Fußwegen.
Wir bekamen nicht nur Eindrücke von Gastonia, sondern auch von der Großstadt Charlotte, in der wir eine Segway-Tour machten. Allein die Fahrt mit den Segways war ein Erlebnis, denn für viele war dies das erste Mal und dann mussten wir sofort auf vollen Gehwegen und Straßen fahren. Doch auch die Historie der Stadt war beeindruckend, so gibt es den Stadtkern mit vielen Hochhäusern und dann auch Sektionen mit alten Häusern aus dem 18. Jahrhundert. In dieser Gegend hat man sich sofort wie in einem amerikanischen Film gefühlt.
Das Schulerlebnis in den USA war für uns eine der spannendsten Erfahrungen dort. Natürlich wussten wir, dass die Schule anders als unsere sein würde, und doch wurden wir immer wieder überrascht. Gemeinsam mit unseren Gastschülern besuchten wir an zwei Tagen ihre Schulen, beispielsweise „Forestview“ oder auch das „Gaston Early College“, in denen wir sofort viel über Deutschland von den anderen Schülern gefragt wurden. Nicht nur konnten wir markante Unterschiede in den Schulgebäuden erkennen, welche meist nur eine Etage besaßen und viel größer als das Gebäude der Arnoldischule waren, sondern auch im Unterricht. Die einzelnen Unterrichtsstunden besaßen eine Länge von 1,5 Stunden und es wurde viel Wert auf individuelles Arbeiten gelegt. Auch der Unterschied der beiden Schulsysteme und die Anforderungen an die Schüler waren klar deutlich. Teils durften wir auch mit unseren Gastpartnern an sportlichen Events teilnehmen, wobei sich beobachten ließ, dass vor allem der Teamsport einen anderen Stellenwert besaß. Mit begeistertem Geschrei und Gejohle wurden Erfolge im Volleyball der Mannschaft der „Hunter Huss High-School“ gefeiert, die auch ein eigenes Logo und Maskottchen besaßen. Viele von uns besuchten auch ihr erstes Footballspiel und auch wenn wir die Regeln nicht kannten, wurde man von dem Teamgeist und dem Geschreie angesteckt, sodass man sich bei jedem erzielten Punkt zusammen mit den Schülern freute.
Neben den vielen Aktivitäten werden wir uns jedoch für immer an die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Menschen erinnern. Wir alle waren eine Gemeinschaft, egal ob wir nun Deutsch oder Amerikanisch waren. Und all die kleinen Unterschiede zwischen uns haben uns nur noch mehr verbunden.
Viele Tränen sind am 01.10.2023, am Tag unserer Abreise, geflossen. Es war rührend zu sehen, wie sich die Beziehungen mit den Gastschülern vertieft haben. Auch haben wir großartige Verbindungen zu den Gastfamilien aufgebaut. Nach unzähligen Umarmungen reisten wir schweren Herzens und doch voller glücklicher Erinnerungen wieder nach Deutschland. Doch wir wissen, dass dies kein Abschied für immer sein wird, denn auch wenn eine Entfernung von 7.162 km zwischen den beiden Städten liegt, haben sich Freundschaften fürs Leben entwickelt.
Wir danken allen Organisatoren und Gastgebern aus Gastonia, der Stadtverwaltung Gotha, dem Förderverein der Arnoldischule und auch dem Städtepartnerschaftsverein Gotha-Gastonia, ohne deren Hilfe der Austausch nicht hätte stattfinden können.
Felicity Róisín Werner und Emily Zacharias