Im Rahmen seines Gotha-Aufenthalts am 9. Mai 2023 kam Kenichiro Toko, US-Generalkonsul aus Leipzig, am Vormittag in die Arnoldischule. Er ist damit bereits der vierte Amtsinhaber aus dem für Mitteldeutschland zuständigen Generalkonsulat, der bei den Arnodianern zu Gast war. Begleitet wurde er von Gothas OB Knut Kreuch und Norbert Kaschek, dem Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Gotha-Gastonia.
Schulleiter Clemens Festag zeigte sich vor den 160 Elftklässlern erfreut über den Besuch, der wenige Wochen vor dem wieder beginnenden Arnoldi-Schüleraustausch mit Gothas Partnerstadt Gastonia in North Carolina im 30. Jahr der Städtepartnerschaft schon einmal „American spirit“ in die Aula der Schule brachte. Zu Gast in diesen beiden Englischstunden im großen Rahmen waren auch Schülerinnen und Schüler von Ernestinum und Gustav Freytag.
Ken Toko sprach vor der interessierten Schülerschaft über die Einwanderungsgeschichte seiner Familie und seine Tätigkeit in diplomatischen Diensten der USA. Kaum einer der Zuhörenden hatte vermutet, dass es bereits 1826 den ersten US-Konsul in Leipzig gab, die wirtschaftlichen und politischen Bande also schon eine lange, wenn auch für einige Jahrzehnte unterbrochene Geschichte haben.
Eine Vielzahl von Fragen kam aus der jugendlichen Zuhörerschaft. Ken Toko musste auf die Frage nach der für ihn einprägsamsten Erfahrung in seiner Tätigkeit als Diplomat nicht lange nachdenken: „Das waren die vielen neuen, jungen Politikerinnen und Politiker in der Ukraine, die ich nach der Maidan-Revolution 2014 in Kiev kennenlernte. Ihre Sehnsucht nach Veränderung, Freiheit, Demokratie, ihre Begeisterung, Hoffnung und freudige Stimmung werde ich nie vergessen.“
Amerikanische und deutsche Stereotypen kamen zur Sprache. Russlands Krieg in der Ukraine, die Sozialsysteme in den USA und Deutschland, Waffengesetze, Gewalt gegen Minderheiten und Umweltschutz waren gefragte Themen. Auch der Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 bewegt noch heute die Gemüter. Ob denn die USA danach überhaupt noch ein demokratischer Staat seien, fragte ein Schüler. Ken Toko bejahte dies – die politischen Institutionen der USA hätten sich letztendlich als widerstandsfähig gegenüber diesem Angriff auf die Demokratie bewiesen. Der Generalkonsul erläuterte mit einem Blick in das vergangene Jahrhundert, wie positiv sich die Demokratie in den USA seitdem entwickelt habe. Gleichwohl sei dies nie eine nur linear verlaufende gesellschaftliche Meinungsbildung, alles müsse in der Demokratie in einem oft langwierigen Prozess immer wieder neu mit allen besprochen, ausgehandelt und möglichst in einem Kompromiss beendet werden. In vielen politischen Themen ist eine zunehmende Polarisierung zwischen den Parteien zu beobachten – wie auch in vielen anderen Demokratien auf der Welt in diesen Tagen.
Man könne übrigens bisweilen auch nicht von „den“ Vereinigten Staaten generalisierend sprechen – zu unterschiedlich seien beim genaueren Hinsehen oft die Gesetzgebungen in den einzelnen Bundesstaaten.
Arnoldi-Schülersprecher Julian Pfeiff bedankte sich im Namen der Schülerinnen und Schüler am Ende der Veranstaltung zusammen mit Oberbürgermeister und Schulleiter bei Ken Toko für den lebhaften Dialog mit vielen Anregungen für weiteres Nachdenken. Die zugängliche und humorvolle Art des Generalkonsuls ließ die Doppelstunde wie im Fluge vergehen.